9.
Stabilität erreichen und Unabhängigkeit durchsetzen

Mit der Zeit wird jede:r von uns, aber auch unsere organisierte Gemeinschaft in der Nachbarschaft wachsen und immer stabiler und unabhängiger werden. Als inklusive und gut organisierte Nachbarschafts-Initiativen und -projekte, ist es uns möglich, solidarischer und  schneller auf Herausforderungen zu agieren. Wir werden Geld sparen durch z.B. eigene Energieproduktion und mehr Freiheiten in unserem Wohnumfeld bekommen. Mit zunehmendem Fortschritt unserer Projekte werden Politik und Verwaltung mehr Vertrauen in unsere Denkweise und Arbeit bekommen und ein neues gemeinsames Verständnis der Zusammenarbeit kann entstehen. Als Ziel werden unsere Nachbarschaften lebendiger, widerstandsfähiger und nachhaltiger organisiert und weniger von übergeordneten Institutionen abhängig sein. Da dies alles Zeit und einen Wandel in unseren Köpfen braucht, ist das Wichtigste überhaupt: Je schneller wir anfangen, umso eher sind wir da.

Erläuterung

Wenn Nachbar:innen von einer Sache die Nase voll haben und anfangen, sich zu engagieren, beginnen sie so, ein Problem zu bewältigen. Es kann aber auch sein, dass sich eine Gruppe von Nachbar:innen inhaltlich verläuft oder übers Ziel hinausschießt. Dies passiert, wenn wesentliche Punkte des gesellschaftlichen Zusammenlebens nicht berücksichtigt werden. Wie etwa wenn Menschen ausgeschlossen werden oder der Rahmen des Grundgesetzes nicht beachtet wird.

 

Viele nachbarschaftliche Impulse, Ideen und Verbesserungen sind überall in Deutschland bereits auf den Weg gebracht worden. Insbesondere in einigen ländliche Regionen Deutschlands gibt es neben vielen Erfolgen aber  auch Fehlentwicklungen. Doch von den Inhalten können wir lernen: Stabile und relativ unabhängige Nachbarschaften sind wünschenswert - aber sie müssen inklusiv sein, auf unseren Werten einer offenen und liberalen Gesellschaft basieren und in die Demokratie eingebunden sein. 

 

In der heutigen Demokratie fühlen sich viele Menschen nicht mehr repräsentiert. Deshalb müssen wir das Mitspracherecht und den Austausch deutlich ausbauen. Sowohl auf der Bundes- und Landesebene, allerdings am dringendsten in den Nachbarschaften. 

Es gibt viele Themen, wo Politik häufig aufgrund von Zwängen, die unser Demokratiesystem mit sich bringt, nicht weitsichtig agiert. Es wird häufig eher eine schnelle Lösung gesucht, als das Problem an der Wurzel anzugehen. Schließlich will man selbst und die eigene Partei ja bald wiedergewählt werden und es braucht schnelle Erfolge.

 

Die öffentlichen Verwaltungen ächzen unter den vielen Aufgaben und Projekten. Ob nun bei Radwegsplanungen, Entsiegelungen oder Beteiligungskonzepten. Der Staat kommt auch hier nicht mehr hinterher und Projekte werden in die Zukunft verschoben. Und um mit uns Nachbar:innen eine verlässliche und funktionierende Zusammenarbeit aufzubauen, fehlen wiederum Mitarbeiter:innen und finanzielle Ressourcen.

 

Was wir als Nachbar:innen allerdings eigentlich

brauchen, ist, dass wir die Dinge einmal richtig ausdiskutieren. Das Ziel ist, dass wir einmal genau hinschauen, was nötig ist, um ein gemeinschaftliches demokratisches Miteinander von uns allen zu ermöglichen. Hierfür müssen wir uns einmal die Zeit nehmen. Fernab von Wahlkampf und politischen Themen. 

 

Wir als Nachbar:innen wollen mit der Politik ein Gespräch etablieren, das eine neue Form des Aushandelns einfordert. Die Zusammenarbeit von uns Nachbar:innen als Zivilgesellschaft, mit Politik und Verwaltung sollten wir neu durchdenken. Diesen Prozess können wir als Nachbar:innen anstoßen. Aber eben auch nur wir. Die Politik schafft das derzeit nicht, da sie, wie schon gesagt, in ihren Zwängen fest hängt.   

 

Es gibt wichtige Aufgaben, die der Staat zu organisieren hat, andere wiederum liegen in der Verantwortung eines jeden Einzelnen. Doch gibt es auch Bereiche, wie das Zusammenleben in der Nachbarschaft und die Ausgestaltung dieser, welche verstärkt in der Verantwortung und Entscheidungsbereich von uns Nachbar:innen liegen. Teilweise soll der Staat hier mitreden und auch umsetzen, wie z.B. im Straßenbau. Teilweise soll er sich eher raushalten und uns entscheiden und gestalten lassen und uns nur unterstützen, wie z.B. bei Dorfplatz-, Fußgängerzonen-Gestaltungen oder nachbarschaftlicher Energieproduktion. Die Gründe sind in den Forderungen zuvor beschrieben.

 

Ob wir uns in Genossenschaften, Vereinen oder anderen Formen organisieren, ist nicht entscheidend. Ziel ist es, uns zu organisieren und zu gewährleisten, dass wir alle Stimmen der Nachbarschaft bei der Lösungsfindung integrieren und berücksichtigen. Mit unserem verlässlichen Handeln der Regierung gegenüber werden wir auch mehr Verantwortung einfordern und übernehmen. 

Wir sehen kleine Erfolge und setzen auf diese - es braucht keine weiteren, umfangreichen Konzepte, bevor wir Veränderung auf den Weg bringen können!

9.
Die Unabhängigkeit von Nachbarschaften stärken und Parallelgesellschaften verhindern
 

Forderung an Politik und Verwaltungen

Politik soll Dinge möglich machen anstatt nur das Mögliche zu machen.

 

Autonome Gemeinschaftsprojekte sollten flexible Fördermittel erhalten. Ferner muss die lokale Selbstverwaltung und -versorgung gestärkt werden, um die Abhängigkeit von übergeordneten Strukturen zu minimieren. Gleichzeitig ist auf die Einhaltung von unseren demokratischen Werten, insbesondere für den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu achten, um die Bildung von exkludierenden Parallelgesellschaften zu verhindern. Hierbei sollen die inklusiven Nachbarschaftsgemeinschaften nach dem Subsidaritätsprinzip in unsere Demokratie integriert werden. 

Nur mit der Kooperation und dem Willen sämtlicher Bürgermeister:innen Deutschlands wird es uns gelingen, die Demokratie auszubauen und zu stabilisieren.


Wir fordern von der Politik, die notwendigen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit sich jede*r Engagement leisten kann. Die Zivilgesellschaft ist nicht “einfach da”, wenn es darum geht, in aktuellen Krisen einzuspringen, um dann wieder vergessen zu werden. Es braucht nachhaltige, dauerhafte Förderungen, um unsere Autonomie zu erhalten, keine Indienstnahme als “Feuerwehr”. Wir fordern eine inhaltliche Zusammenarbeit mit Nachbar:innen abseits von Wahlkampf taktischen Meinungsäußerungen, Versprechungen und Willensbekundungen. Zur Aktivierung fordern wir die Finanzierung von großen, vielfältigen und alltagstauglichen Nachbarschaftskonferenzen in allen Nachbarschaften, bei denen die Nachbarschaft in Kooperation mit Politik und Verwaltung mit der Durchführung betraut wird.

 

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