10.
Nachbarschaften finanziell fördern!

In einer Zeit wachsender sozialer und finanzieller Unterschiede möchten wir gemeinschaftlich verwaltetes Geld für unsere Nachbarschaften, sogenannte “Nachbarschaftsbudgets” einrichten. Hiermit wollen wir Nachbar:innen  unser Umfeld und unser Zusammenleben aktiv gestalten. Beginnend mit einer staatlich finanzierten Mindesthöhe von 5 Euro pro Einwohner im Jahr.

 

Diese Gelder kommen Projekten und der Gemeinschaft direkt zugute. Und sind sehr einfach ganzjährig direkt in der Nachbarschaft abholbar. Sie stärken die lokale Selbstverwaltung und somit ein demokratisches Miteinander. Sie sind eine Ergänzung und ersetzen ausdrücklich nicht die Finanzierung der staatlichen Daseinsvorsorge. 

Erläuterung

Wenn wir uns in der Nachbarschaft engagieren wollen, können wir fast immer nicht einfach anfangen. Uns fehlen das Geld und häufig die Zeit. Wenn man dann Zeit hat, kann man Geld zur Umsetzung einer gemeinsamen Idee aber nicht einfach irgendwo abholen. Es muss also erstmal herausgefunden werden, wo es Geld gibt, wann dieses Geld beantragt werden kann, und ob wir als Nachbar:innen ohne Verein dieses Geld überhaupt bekommen dürfen. Dann kann es passieren, dass es keine Genehmigung von der überlasteten Verwaltung gibt, oder ein halbes Jahr aufs Geld gewartet werden muss. Obwohl man dann keine Zeit mehr hat. Die Hürden sind also so hoch, dass es nur die wenigsten schaffen, sich zu engagieren. Wenn man als Nachbar:in nur ein paar Wochen im Jahr Zeit haben sollte, dann sollte es in der kurzen Zeit auch möglich sein, sich freiheitlich, demokratisch und selbstbestimmt zu engagieren. Doch dies ist meist aufgrund der nicht praktischen und lebensfernen Bedingungen nicht möglich.  

 

Öffentliche Förderungen von Projekten passen häufig nicht genau auf die Bedarfe der Nachbarschaften. Sie folgen eher der Logik der öffentlichen Haushalte und sind so für Nachbar:innen nicht auffindbar oder verständlich, sodass die erwünschte Wirkung häufig ausbleibt. Auch sind Förderungen von Projekten für kurze Zeiträume nicht nachhaltig, denn vielversprechende Ansätze können nicht weiterentwickelt werden, wenn nach einer kurzen Projektlaufzeit die Förderung eingestellt wird. 

Wir sind nicht so naiv anzunehmen, dass sich nachhaltige, gemeinwohlorientierte Ideen und Projekte  dauerhaft halten können, wenn unser aktuelles Verständnis von Wirtschaft noch auf Profit und Konkurrenz basiert. Es kann nicht das Ziel sein, ein gallisches Dorf zu errichten, dass sich gegen den Rest der Welt tapfer behauptet. Und doch ist die Nachbarschaft genau der Ort, an dem sich nachhaltige gesellschaftliche Modelle entfalten können, die der finanzkapitalistischen Wertschöpfung etwas

entgegensetzen können. Indem wir uns daran orientieren, wie wir das Niveau unser aller Lebensqualität erhöhen, sind wir gleichwertig wertschöpfend im sozialen, ökonomischen und ökologischen Sinn. 

 

Nachbarschaftsgelder bieten mehr Möglichkeiten der Teilhabe und können so zu einem entscheidenden Motor der Nachbarschaftswende werden. Von den Vertreter:innen der Nachbarschaft demokratisch verwaltet, finanzieren sie lokale Projekte und Initiativen, die sich direkt auf die Bedürfnisse und Wünsche der Gemeinschaft beziehen.

 

Sie können aus öffentlichen, aber auch aus privaten Quellen zusätzlich finanziert werden: Staatsmittel sind entscheidend, um eine Basisfinanzierung zu gewährleisten, während private Spenden lokaler Unternehmen, organisierte Spendenaktionen oder aus der Gemeinschaft selbst zusätzlich unterstützt werden. Sichergestellt wird die transparente und gerechte Verteilung der Mittel durch demokratische Abstimmungen, Versammlungen und eine von der Nachbarschaft bestimmte Person, die treuhänderisch verwaltet.

 

Nachbarschaftsgelder stärken  auch das lokale und politische Engagement, weil so alle Nachbar:innen auf ihre unmittelbare Umgebung Einfluss nehmen können. Die Nutzung der Budgets schafft gemeinschaftliches Verantwortungsbewusstsein und Solidarität  wesentliche Elemente für lebendige, hilfsbereite Netzwerke. Entsprechend nehmen Gefühle der Machtlosigkeit ab, Menschen fühlen sich verbundener und lassen Vertrauen in einer derzeit durch Misstrauen geprägten Gesellschaft entstehen. Es geht dabei nicht um die Finanzierung einzelner Menschen in Not, sondern um gemeinschaftliche Projekte. 

10.
Nachbarschafts-budgets flächen-deckend einführen
 

Forderung an Politik und Verwaltungen

Wir fordern die Einführung lokal verwalteter Nachbarschaftsgelder, um eine direkte finanzielle Unterstützung von Gemeinschaftsprojekten zu gewährleisten. Diese sollten durch öffentliche und private Mittel finanziert werden. Das Budget pro Nachbarschaft soll mindestens mit 5 Euro/pro Einwohner im ersten Jahr starten. Und 7 und 9 Euro im zweiten und Dritten Jahr. Ziel ist es, eine Sogwirkung in der Nachbarschaft für gemeinschaftliches Handeln zu erzeugen. Wenn das Budget zu klein, also unter 5 Euro dimensioniert ist, kann es keine Sogwirkung entfalten und ein wirksamer Effekt verpufft. 

 

Viele kleine staatliche wie zivilgesellschaftliche Projektmittel werden in diesem Sinn bereits unbürokratisch eingesetzt, diese Differenzierung ist ein guter Weg, der weitergegangen werden sollte. Indem Fördertöpfe direkt  und dauerhaft in die Nachbarschaft geschoben werden, kann ein Aufbau von Entscheidungs- und Organisationsstrukturen nachhaltig gestartet werden.

 

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